Dieses Projekt eines frühbarocken Kollegs entstand unter der Federführung des in Wien geborenen Architekten Giovanni Domenico Orsi, der viel für den Jesuiten-Orden tätig war. Aus den teilweise überlieferten Plänen geht hervor, dass Orsi einen E-förmigen Grundriss gewählt hatte; der gegenwärtige F-förmige Grundriss ist die Folge dessen, dass das Projekt nie vollständig umgesetzt wurde. Nach Orsis Tod leitete Carlo Lurago die Fertigstellung des Baus. Vollendet wurde das Kolleg erst 1750.
Die Architektur des Kollegs ist der jesuitischen Ordensregel entsprechend relativ schlicht – nur die Frontseite erinnert an einen frühbarocken italienischen Palazzo. Die Bauarbeiten schritten nur langsam voran. Erst 1678 bezogen die Jesuiten den noch zu großen Teilen unfertigen Bau; sie hatten fast fünfzig Jahre lang mit einem Provisorium vorliebnehmen müssen. Interessant war ein in den 1730er Jahrhunderts errichteter, überdachter freischwebender Gang, der vom Kolleg in den St.- Barbara-Dom führte; dieser wurde jedoch Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen.
Durch Archivberichte und eine Bauanalyse können die Funktionen einiger Räume bestimmt werden. Im Mittelflügel befanden sich die Küche, das Refektorium und das „Kredenciarium“ (Geschirrlager) über einem Keller; im Erdgeschoss des Nordflügels befand sich die Apotheke mit einem reich geschmückten Gewölbe. Das Erdgeschoss des Kollegs beherbergte auch ein Theater, das sich über zwei Geschosse erstreckte; bis heute ist jedoch unsicher, wo genau es sich befand. Im Innenhof gab es einen Ziergarten mit Terrassen, einen Obstgarten und einen Küchengarten. Die Terrasse vor dem Jesuitenkolleg wurde 1703–1716 mit Barockplastiken aus der Werkstatt Franz Bauguts bestückt, einem Angehörigen des Jesuitenordens, der auch die Pestsäule geschaffen hatte. Er verewigte insgesamt zwölf Heilige seines Ordens in Stein, darunter auch Ignatius von Loyola und Franz Xaver, sowie den böhmischen Landespatron, den hl. Wenzel. So wurde das Vorhaben der jesuitischen Baumeister umgesetzt, in Kutná Hora einen „Königsweg“ vom St.- Barbara-Dom zum Welschen Hof abzustecken, der dem ähnelte, der in Prag das Klementinum mit der Prager Burg verbindet.
1773 wurde der Jesuitenorden aufgelöst (damals hatte der Bau noch nicht seine definitive Form und Ausdehnung). Stattdessen wurden hier eine Militärkaserne und 1778 im Nordflügel ein Spital eingerichtet. Das Militär-Aerarium setzte die Bauarbeiten erst in den Jahren 1843–1844 fort: Das Gebäude wurde an die Bedürfnisse einer militärischen Erziehungsanstalt angepasst. Die veränderte Nutzung machte umfangreiche Umbauten im Innenbereich notwendig. Zu den markanten Veränderungen gehörte der Abriss des nicht instand gehaltenen mittleren Turmes aus statischen Gründen (1842) sowie der Anbau von drei Aborttürmen vor der Hoffassade. Militärischen Zwecken diente das Kolleg bis 1998. Dann wurde hier eine Galerie eingerichtet und ein Projekt in Angriff genommen, das die Sanierung und Umwandlung des Kollegs in eine moderne Institution zum Ziel hatte, in der Werke der bildenden Künste ausgestellt werden sollten.
Die Galerie der Mittelböhmischen Region (GASK) konzentriert ihre Sammlung und ihre Ausstellungen auf die bildenden Künste des 20. 20. und 21. Jahrhunderts. In den Räumen der drei Trakte in den beiden Geschossen des Jesuitenkollegs finden temporäre Ausstellungen statt. Außerdem befindet sich hier auch eine neue Dauerausstellung mit einer Auswahl aus der GASK-Sammlung, die den Titel „Zustände der Sinne/Hinter dem Bild“ trägt. In den Räumen der drei Trakte in den beiden Geschossen des Jesuitenkollegs finden temporäre Ausstellungen statt. Sie knüpft an die Berufung des Jesuitenkollegs als Haus der Bildung an. Dabei werden der Sammlungsfonds sowie das gesamte Programm anhand der authentischen Wahrheit der Zeugnisse zusammengestellt, und die Botschaft wird in einer für den heutigen Menschen verständlichen Form vermittelt.
GASK – das sind jedoch bei Weitem nicht nur Ausstellungen. Die Besucher lassen sich gern von den renovierten Räumlichkeiten des Jesuitenkollegs und von der Schönheit der anliegenden Gärten beeindrucken. Der neu ausgestattete Nordflügel verfügt im Dachgeschoss über einen Konferenzsaal mit moderner AV-Technik. Die moderne Ausstattung steht im wohltuenden Kontrast zum einfühlsam konservierten Dachgeschossbereich. Und da die GASK auch an ihre kleinsten Besucher denkt, ist ein Geschoss des Nordflügels vollständig den Kindern gewidmet. Diese können hier einen völlig neuen visuellen Spielsaal besuchen. Die unerschöpfliche Anzahl von Farben und Formen begeistert mit Sicherheit nicht nur Kinder, sondern auch deren Eltern. Kinder können hier ihrer Fantasie freien Lauf lassen und ihre eigenen Kunstwerke schaffen. An den Wänden hängen Tapeten mit den Motiven bekannter Gemälde, die die Kinder ausmalen und vollenden können. Auf den Böden befinden sich Bausteine, aus denen sie ihre eigenen Muster oder Gebäude zusammenstellen können. Das Sahnehäubchen ist eine Kletterwand mit dem Motiv eines berühmten Gemäldes von Piet Mondrian.
Und falls der Besuch von Ausstellungen und Spielsälen Sie ermüdet haben sollte, können Sie sich in den Gärten des Jesuitenkollegs erholen. Hier finden Sie eine Ruhe- und Erholungszone mit beruhigenden Wasserspielen. Die Gärten verbinden die gängigen Besuchertrassen Kutná Horas, das Areal der Galerie und den benachbarten St.-Barbara-Dom. Das älteste Bauwerk des gesamten GASK-Geländes befindet sich hier im Garten: das Stabshaus, das ebenfalls einer kompletten Runderneuerung unterzogen wurde. Innen blieb eine barocke dreiläufige Treppe erhalten, das Erdgeschoss kann mit einem einzigartigen Gratgewölbe aus der Renaissance aufwarten. Ebenfalls erhalten geblieben sind gotische Keller sowie Barockdachstühle im ersten Stock.
Wenn Sie Kutná Hora besuchen, sollten Sie sich einen Besuch im GASK nicht entgehen lassen. Hier finden Sie Wissen, Unterhaltung und Entspannung.
Öffnungszeiten der Galerie:
Dienstag – Sonntag 10.00 – 18.00
Freitag 10.00 – 21.00
Öffnungszeiten der Gärten:
Montag – Sonntag 7.00 – 21.00
Öffnungszeiten des Cafés:
Dienstag – Sonntag 10.00 – 18.00
Freitag 10.00 – 21:00