Die Geschichte der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde in Čáslav nahm Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang. Gegen Ende des Jahrhunderts begann für die hiesigen jüdischen Einwohner eine gesellschaftliche und kulturelle Blütezeit, die um die Jahrhundertwende im Bau einer neuen Synagoge auf der damaligen Rudolf-Straße (heute Masarykova ulice 111) gipfelte.
DDie Gemeinde wandte sich zu diesem Zweck an den bedeutenden Wiener Architekten Wilhelm Stiassny, der später auch am Bau der Jubiläumssynagoge in Prag (heute Jerusalemsynagoge) mitwirkte. Dieser entwarf für Čáslav eine Synagoge im Maurischen Stil, die ein älteres Bethaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzen sollte. Die Pläne des jüdischen Baumeisters wurden vom Israelitischen Verein und dem Stadtamt 1897 prompt genehmigt, aber es dauerte noch zwei weitere Jahre, bis mit den Bauarbeiten begonnen wurde. Das lag möglicherweise an einer fehlenden Finanzierung. Zum Bau trugen nicht nur die Bewohner von Čáslav und Umgebung bei, sondern auch die Rothschild-Dynastie aus Wien. Mit den Bauarbeiten wurde am 13. März 1899 begonnen, und schon am 2. September des gleichen Jahres wurde die Synagoge feierlich eingeweiht.
Die Synagoge in Čáslav diente bis 1941 ihrem ursprünglichen Zweck, dann wurde sie wie alle anderen jüdischen Bethäuser geschlossen.
Die Synagoge in Čáslav diente bis 1941 ihrem ursprünglichen Zweck, dann wurde sie wie alle anderen jüdischen Bethäuser geschlossen. Nach dem Krieg wurden ihre Räumlichkeiten zunächst als Lager der damaligen Kosmos-Werke genutzt, nach Umbauarbeiten fungierte sie ab 1970 als Depot der Städtischen Galerie. In dieser Zeit wurde an der Stelle, an der der Judenstern prangte, das Stadtwappen angebracht. Im Vorraum befinden sich heute zwei Gedenktafeln mit den Namen des Architekten, des Baumeisters und des Vorstands der jüdischen Kultusgemeinde.
Im Jahr 1994 wurde die Synagoge im Rahmen der Restitution an die Jüdische Gemeinde zurückgegeben. 2008 wurde mit Unterstützung der Stadt Čáslav die Fassade renoviert und im größten Bogen das Fenster mit dem Davidstern wiederhergestellt. Die aktuelle Sanierungsphase wird vom Stiftungsfonds Dr. Dagmar Lieblová (Nadační fond dr. Dagmar Lieblové) koordiniert und finanziert. Dabei wurden im April 2022 komplexe Reparaturarbeiten in den Innenräumen abgeschlossen, mit denen der Synagoge in Čáslav erstmals seit ihrer Entstehung Anfang des 20. Jahrhunderts eine Sanierung der Innenausstattung zuteilwurde. Um die Synagoge ganzjährig nutzen zu können, wurde in der gesamten Halle eine Fußbodenheizung verlegt, die an eine eigene Wärmequelle angeschlossen ist. Im ersten Stock wurden Büroräume eingerichtet, und es sind regelmäßige Ausstellungen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in der Region Kutná Hora geplant.
Die Synagoge wird immer noch rekonstruiert, aber es finden hier bereits Führungen, Konzerte und Vorträge statt.